Limit by Schätzing Frank

Limit by Schätzing Frank

Autor:Schätzing, Frank [Schätzing, Frank]
Format: epub, mobi
Tags: Roman
ISBN: 3462037048
Herausgeber: TUX
veröffentlicht: 2010-04-28T22:00:00+00:00


BERLIN, DEUTSCHLAND

Glühende Schaltkreise. Schimmelgespinste auf schwarzem Grund. Kolonien milliardenfach ineinander verwobener Tiefseeorganismen, die neuronale Landschaft eines unendlich ausgreifenden Hirns, geronnener Kosmos. Nachts und aus großer Höhe gesehen, ließ die Welt annähernd jede Interpretation zu außer der, dass Teile ihrer Oberfläche einfach nur von Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Autos und Zimmerlampen illuminiert wurden, von übermüdeten Taxifahrern und Schichtarbeitern, der immerwährenden Suche nach Zerstreuung und Sorgen, die sich in Schlaflosigkeit und zur Unzeit beleuchteten Wohnungen niederschlugen. Was wie eine codierte Botschaft an das Auge eines außerirdischen Beobachters anmutete, lautete tatsächlich: Ja, wir sind allein im Universum, jeder für sich und alle zusammen, und in den lichtlosen Wüsten sind wir auch zu finden, nur unterentwickelt, arm und von allem abgeschnitten.

Jericho starrte unentschlossen aus dem Fenster des Jets. Yoyo war in ihrem Sitz eingedöst, der Jet in den Landeanflug übergegangen. Tu liebte es nicht, am Steuerknüppel Konversation zu treiben. Mit sich allein, hatte Jericho eine Weile versucht, dem Netz Informationen über Ndongos aktuelle Amtszeit abzutrotzen, doch das Medieninteresse an Äquatorialguinea schien mit Mayés Abgang erloschen zu sein. Plötzlich verspürte er einen zehrenden Mangel an Motivation. Yoyos leises, melodisches Schnarchen hatte etwas Monologisierendes. Hin und wieder hob sich ihr Brustkorb, zuckte sie zusammen, rollten die Augäpfel unter den Lidern. Jericho betrachtete sie. Der irritierende Moment der Intimität, den sie geteilt hatten, schien nie stattgefunden zu haben.

Er wandte den Kopf und ließ seinen Blick über das dichter werdende Lichtgespinst schweifen. In zehn Kilometern Höhe hatte er nagende Einsamkeit empfunden, der Erde zu weit entrückt, dem Himmel nicht nahe genug. Nun war er dankbar um jeden Meter, den die Maschine dem Boden entgegensank, mit dem Effekt, dass sich die fremdartigen Muster wieder zu gewohnten Bildern fügten. Gebäude, Straßen und Plätze erzeugten die Illusion von Vertrautheit. Jericho war verschiedene Male in Berlin gewesen. Er sprach gut Deutsch, nicht perfekt, weil er sich nie die Mühe gemacht hatte, es zu erlernen, dafür akzentfrei. Sobald er daran ging, eine Sprache diszipliniert zu büffeln, beherrschte er sie binnen weniger Wochen, bloßes Hinhören reichte immerhin zur Verständigung.

Er hoffte inständig, Andre Donner lebend anzutreffen.

Um 04.15 Uhr landeten sie auf dem Flughafen Berlin Brandenburg. Tu zog los, um einen Leihwagen zu organisieren. Als er zurückkam, schwenkte er verdrossen einen Audi-Stick.

»Ich hätte eine andere Marke vorgezogen«, maulte er, als sie die Neonwüste des Parkdecks auf der Suche nach ihrem Fahrzeug durchquerten. Jericho trottete ihm hinterher, den Rucksack geschultert, eine schlurfende und chloroformiert dreinblickende Yoyo an seiner Seite, die kaum wach zu bekommen war. Außer Diane und einiger Hardware führte er nichts mit sich. Tu hatte es abgelehnt, ihn vor dem Abflug noch einmal nach Xintiandi zu bringen, um das Nötigste zu packen. Auch Yoyo hatte nicht in ihre Wohnung zurückkehren dürfen, sich zu Protesten verstiegen und Tu auf die Palme gebracht.

»Keine Diskussion!«, hatte er sie angeraunzt. »Kenny und Konsorten könnten auf euch warten. Entweder machen sie euch an Ort und Stelle fertig oder folgen euch bis zu mir.«

»Dann schick halt einen deiner Leute vorbei.«

»Dem werden sie ebenso folgen.«

»Oder lass mich einfach –«

»Vergiss es.«

»Mann! Ich kann doch nicht



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.